Sprache ist mehr als sprechen

Die kindliche Sprachentwicklung ist kein isolierter Prozess, sondern steht immer innerhalb der körperlichen und seelischen Persönlichkeitsentwicklung in Wechselwirkung mit anderen Bereichen wie z. B. Denken, Kreativität, Fantasie, Gefühlen, Motivation und soziale Sensibilität.

Eine intakte Grob- und Feinmotorik, Sehen, Hören und Tasten sowie ein entsprechendes Anlagepotential in einer kommunikativen Umwelt (eingebettet in Kultur und Gesellschaft) stehen ebenso in unmittelbarer Beziehung zur Sprachentwicklung. Der Spracherwerb als Lernprozess wird im Wesentlichen durch eine akzeptierende und aktiv kommunikative Umgebung des Kindes geprägt.

 

Nach der Produktion der ersten Wörter, wie „Miau“ und „Wau-Wau“ lernt das Kind mit ca. 12 Monaten sehr schnell neue Wörter dazu, so dass es binnen 16 Jahren einen Grundwortschatz von ungefähr 60.000 Wörtern erreicht.

 

Im Alter von vier bis fünf Jahren reden Kinder häufig ohne Punkt und Komma und beherrschen dabei prinzipiell die Satzmuster ihrer Muttersprache, haben aber trotzdem noch nicht den Abschluss ihrer grammatikalischen Kompetenz erreicht. Jüngere Kinder bedienen sich häufig der Körpersprache, um Gefühle und Empfindungen mitzuteilen, um innere Vorgänge und seelische Prozesse auszudrücken. Sprechen ist also nur eine Form der Sprache, bei der Laute ohne Worte artikuliert werden, die eine ganz bestimmte Bedeutung übermitteln.

 

Aber nur wir Erwachsenen assoziieren Sprache mit korrekter Grammatik. Dass Sprache jedoch sehr viel mehr ist, hat für den Elementarbereich eine grundlegende pädagogische Bedeutung. Von daher ist Sprachentwicklung immer etwas sehr individuelles. Kleine Unsicherheiten, Stillstände und Sprünge sind nicht unbedingt Anzeichen einer Störung.

 

Deswegen sind wir Erzieher in unserer Einrichtung sehr wachsam, denn Sprach- und Sprechstörungen müssen frühzeitig erkannt werden, um Defizite und Verzögerungen rechtzeitig aufzuarbeiten. Zu unserer Unterstützung steht uns eine Logopädin als Ansprechpartnerin zur Verfügung.

 

Wir fördern in unserer Kita den Spracherwerb der Kinder, indem wir eine Vorbildfunktion ausüben. So begleiten wir z. B. unser Handeln durch Sprache und spiegeln auch dem Kind seine Handlung sprachlich wider. Gerade emotionale Regungen, die Kinder als diffuses Gefühl wahrnehmen, können diese nur schwer in Worte fassen. Wir helfen den Kindern dabei, indem wir ihnen ihre Gefühle sprachlich formulieren, z. B. „Du bist gerade ziemlich sauer, traurig, wütend…“ Auch in Konfliktsituationen ist diese Art der Gesprächsführung für Kinder sehr wichtig.

 

Des Weiteren setzen wir im Alltag das Sprachförderungsprogramm „Finki“ (Finken-Verlag) ein, das wir auch dokumentieren. Die Schwerpunkte des Finki-Sprachprogramms bestehen aus folgenden Themen:

 

• Wortschatzerweiterung

• Logische Zuordnungen

• Erlebnisdiskussion

• Rollenspiel

 

Ein weiterer wichtiger Aspekt in unserer Arbeit ist es, den Kindern Spaß an der Sprache zu vermitteln. Dies geschieht u.a. in unserem Morgenkreis, in welchem Sprachspiele und Lieder ihren Raum finden.